Zeithain (Sowj.Gräberstätten)

 

01619 Zeithain – Sowjetische Gräberstätten

Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain

In den Jahren 1941 bis 1945 wurden auf einem alten Truppenübunsplatz Zehntausende Soldaten aus der Sowjetunion, Italien und vielen anderen Ländern gefangengehalten. Für Zehntausende war das Kriegsgefangenenlager Stalag 304 (IV H) ein Ort des Todes. Hier liegen mindestens 33.000 sowjetische Kriegsgefangene.
Der Friedhof IV wurde Ende September 1944 angelegt. Hier liegen rund 1500 Kriegsgefangene davo 1000 in Massengräbern und 500 in Einzelgräbern.
Nach der Befreiung des Lagers wurden weitere verstorbenen Kriegsgefangene bestattet.

Die toten italienische Kriegsgefangene wurden größtenteils nach dem Kriege in die Heimat überführt und dort bestattet.
Die Gedenkstätte gehört zur „Stiftung Sächsischer Gedenkstätten und wird von dieser auch betreut.

Wer Gelegenheit hat sollte unbedingt diese Gedenkstätte besuchen. Die ständige Ausstellung kann nur einen kleinen Teil vermitteln was sich während des Krieges hier abgespielt hat.
Nach Berichten liegen unter dem Areal des genutzten Parkplatzes noch weitere Tote. Eine Bergung wird wohl aus Kostengründen nicht stattfinden.

Zeithain, Jacobsthal, Friedhof II

In dem in der Nähe des Bahnhofes Jacobsthal gelegenen Massengrab wurden 1941/1942 etwa 9000 verstorbene sowjetische Kriegsgefangene aus dem Lager Zeithain verscharrt.

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SZ vom 22.Mai 2004
Artikel von Thomas Riemer

„Der Tod hat Leben gebracht“

56 Gräber von Kriegsgefangenen werden in Zeithain umgebettet / Suche war nach über vier Jahren erfolgreich

Vorsichtig kratzt Erwin Kowalke den Schmutz von einer Marke aus Blech. Was er dann darauf lesen kann, hat historischen Wert. Denn E.Kowalke ist Deutschlands einziger hauptamtlicher Umbetter. Nahe des früheren Kriegsgefangenenlagers Zeithain ist er in dieser Woche im Einsatz. Denn nach 60 Jahren wurden hier 56 Gräber ehemaliger Gefangener entdeckt.
44 Polen und zwölf Serben wurden hier beerdigt. In einer schlichten Holzkiste, aber mit allen Ehren.

Bogumil Kosciesza hat den Stein ins Rollen gebracht. Der 78-jährige gebürtige Pole war gleichfalls im Zeithainer Lager und musste 1944 zusehen, wie sein 16-jähriger Bruder Zygmunt nach einem Gehirnbluten starb, und beigesetzt wurde. Das Grab zu finden, machte er sich zur Lebensaufgabe. Inzwischend in Washington lebend, trieb Kosciesza alte englischen Luftbilder auf. Dort waren die Grabstellen deutlich erkennbar. Anhand aktueller Karten des Gebietes konnten sie dann endlich lokalisiert werden.

Seit Montag ist nun Erwin Kowalke am Werk. Rund 1,50 Meter tief muss er baggern, dann stößt er auf die Grabumrisse. Mit Hacke und Schaufel holt er die verbliebenen Körperteile aus dem Sand. „Die Bäume haben sich Leben bei den Toten geholt“, sagt er und zeigt auf die Wurzeln, die sich in die Gebeine gebohrt haben. Manchmal hat Kowalke Glück, finden sich im Erdreich Ketten oder sogar die persönlichen Erkennungsmarken. „Dann können wir die Leute ganz genau identifizieren“, sagt Jens Nagel von der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain.
305240:  Nagel durchforstet eine Liste, in der alle Namen der Verstorbenen enthalten sind. „Das ist Henryk Sikorski, geboren am 8 April 1891, verstorben am 29.Oktober 1944“, gibt er dann zu Protokoll. Nach und nach, beinahe im Stundentakt werden die Toten geborgen und in einer schwarzen Kiste verstaut. Jedes Stück kann wichtig sein für die Historiker.

Schon einmal, zu Beginn der 90er Jahre, ist auf dem Areal in Größenordnungen nach verstorbenen Kriegsgefangenen gesucht worden. Während 1991 insgesamt 856 Italiener exhumiert und in ihre heimat überführt wurden, verblieben die Gräber der Serben und Polen auf dem Zeithainer Platz. Die späte Suche hat nun dennoch Erfolg gehabt.

„Grabstelle 28 könnte Zymunt Kosciesza gehören“, sagt Jens Nagel nach der Durchsicht seiner Unterlagen. E.Kowalke macht sich schon wieder an die Arbeit, beäugt von sieben neugierigen Männern. Dann die ersten Anzeichen. „Das hier war ein sehr junger Mann, noch keine 20 Jahre alt“, sagt er schon nach Begutachtung von zwei drei Knochenteilen. Er sucht weiter, auch nach Erkennungsmarke. Diesmal hat er kein Glück dabei. Aber er ist sich sicher: „Das ist Zygmunt Kosciesza, dafür unterschreibe ich“. Kowalke behält letztlich Recht. Im Schädel wird jene Stelle gefunden, wo sich die Granatsplitter hineingebohrt hatte. Beim Versuch, ihn zu entfernen, war der Pole gestorben, hatte der Bruder in den USA berichtet.

Bis Anfang nächster Woche will E.Kowalke alle 56 Grabstellen gefunden haben. Dann sind rund vier Jahre dauernde Recherchen abgeschlossen. Die sterblichen Überreste von Zeithain werden in den nächsten Monaten für den allerletzten Weg vorbereitet. Der führt auf den Soldatenfriedhof Neuburxdorf bei Mühlberg.
Dort soll evtl. am 2.Oktober die feierliche Umbettung erfolgen. Es wäre der 60.Jahrestag des Warschauer Aufstandes, bei dem die meisten der 44 Polen Gefangene wurden.

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Sächsische Zeitung 16.07.2003

Beitrag v. Peter Noack

Im Zeithainer Wald steht jetzt ein Holzkreuz
Volksbund pflegt gemeinsam mit der Bundeswehr Gräber von Kriegsopfern

Zahlreiche Kriegsgräber befinden sich auf dem ehemaligen Übungsgelände der Roten Armee in Zeithain. Weniger bekannt ist, dass auch Gräber aus dem Ersten Weltkrieg darunter sind.
Bereits im Juli 1996 hatte die Drohnenbatterie 12 der Bundeswehr aus Hardheim den Sockel des Friedhofdenkmals freigelegt. Im Lauf der Zeit hat sich die Natur das Terrain wieder zurückgeholt.

Nachfragen von Hinterbliebenen waren der Anlass für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. , den alten Friedhof wenigstens begehbar zu machen. „Etwa 80 Opfer des ersten Weltkrieges wurden hier beerdigt. Das Gelände soll als Erinnerungs-und Mahnstätte dienen. Es ist ein Teil der Zeithainer Geschichte der unbedingt bewahrt werden muss“, erklärt Jochen Kindermann, der Leiter der Landesgeschäftsstelle Sachsen.

Wahrscheinlich befand sich bis Ende des Krieges ein Lazarett in Zeithain, deren Todesopfer auf diesem Friedhof die letzte Ruhe fanden. Bis 1945 wurden die Anlagen gepflegt und verfielen während der Nutzung des Übungsgeländes durch die Sowjetarmee. Nach dem Ende der DDR wurde der Volksbund auch in den neuen Bundesländern aktiv und begann mit der Pflege.

In Zusammenarbeit mit der Bundeswehr wurde in den vergangenen Tagen aufgeräumt. Oberfeldwebel Jan Pfau und Feldwebel Mario Richter vom Standort Zeithain waren mit ihren Kameraden eine Woche im Einsatz. „Hier war Wald. Nur der förster kannte sich aus. Wir mussten viel Gestrüpp beseitigen. Zeitweise war schwere Technik im Einsatz, um das Gelände freizulegen“, erzählt Jan Pfau. Auf den Sockel des ehemaligen Friedhofsdenkmals einem weißen Steinkreuze, das verlorenging, wurde ein Holzkreuz aufgestellt.
Die Schneise im Wald lässt erahnen, wo sich früher der Hauptweg befand. Ein Meter lange Baumstämme in fünf Meter Abständen begrenzen ihn jetzt. Links und rechts kann man unter dem Grasbewuchs leichte Wölbungen erkennen, die die Lage der Gräber markieren.

Am 5.August werden junge Menschen aus 15 Nationen in einem Arbeitseinsatz die Pflege dieses Friedhofes sowie der anderen Kriegsgräber in Zeithain fortsetzen.

Ulla