Schlüchtern

 

36381 Schlüchtern

Kriegsgräberstätte Deutschland/Schlüchtern – Ehrenfriedhof

Mitten in der Stadt, unweit der evangelischen Stadtkirche, befindet sich die Kriegsgräberstätte Schlüchtern.

Infotafel Kriegsgräberstätte
Hier haben 338 Opfer des Ersten und des Zweiten Weltkrieges – 293 deutsche und 38 ausländische Kriegstote sowie 7 völlig Unbekannte – ihre letzte Ruhe gefunden. In der Gräberanlage wurden sowjetische Kriegsgefangene und polnische Zwangsarbeiter, erschossene KZ-Häftlinge, von Bomben getötete Zivilpersonen ebenso wie deutsche Wehrmachtssoldaten und Angehörige der Waffen-SS beigesetzt.

Unter den Bestatteten sind auch Opfer der nationalsozialistischen Militärjustiz, die in den letzten Kriegstagen noch standrechtlich hingerichtet wurden.

Entstehung des Friedhofs
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. hat diese Gräberfeld Anfang des sechziger Jahre auf dem Gelände eines mittelalterlichen Friedhofes angelegt.

In Zusammenarbeit mit Bund und Land, dem Landkreis sowie der Stadt und der Kirchengemeine Schlüchtern gelang es, Kriegstote aus den Kreisen Gelnhausen, Schlüchtern und Hanau hier zusammen zu betten.

Mit der feierlichen Einweihung durch den damaligen hessischen Innenminister H. Schneider wurde die Kriegsgräberstätte am 26. Mai 1963 in die Obhut der Stadt Schlüchtern gegeben.

Während andere noch kämpften …
Zahlreiche, zumeist sehr junge Angehörige der 6. SS-Gebirgsdivision Nord, starben nach dem Ende der Kampfhandlungen in der Wetterau und im Vogelsberg. Anfang April 1945 versuchte die zur Kampfgruppe geschrumpfte SS-Einheit, die bereits seit Tagen, von der amerikanischen Armee besetzten Orte Leisenwald und Waldensberg zu erobern. Ergebnis der erbitterten Kämpfe war die weitgehende Zerstörung der beiden Ortschaften, 14 Tote unter der Zivilbevölkerung, mehr als 100 gefallene SS-Männer und eine unbekannte, wahrscheinlich dreistellige Zahl gefallener amerikanische Soldaten.

… verurteilten Standgerichte willkürlich wegen „Fahnenflucht“
Ende März 1945 wurden der 29-jährige Gottfried Ellinger (Gräberfeld A. Nr. 21) und ein unbekannter Soldat (Gräberfeld A. Nr. 20) von einem fliegenden Standgericht zum Tod verurteilt. Von Ellinger wird berichtet, dass er sich lediglich die ihm zustehende Verpflegung besorgen wollte. Diese Vorgehen wurde ihm als Fahnenflucht ausgelegt.
Der junge Mann wurde am 30. März 1945 am Straßenrand erhängt. Bei den Umbettungsmaßnahmen in den sechziger Jahren wurde in den Gräbern der Hingerichteten je ein Stück Draht gefunden. Jener Draht, mit dem ihnen zur Abschreckung Schilder umgebunden worden waren, die sie als „fahnenflüchtige Feiglinge“ brandmarkten

… starben KZ-Häftlinge auf dem Todesmarsch
Auch Häftlinge des KZ-Außenkommandos „Katzbach“ der Adlerwerke Frankfurt am Main haben in Schlüchtern ihre letzte Ruhe gefunden. Nach der Lagerauflösung am 25. März 1945 waren die Gefangenen in Richtung Buchenwald getrieben worden. Viele der ausgehungerten und erschöpften Männer starben; sie wurden von SS-Wachleuten erschossen oder brachen tot zusammen. Noch Wochen später wurden ihre Leichen aus zugeschütteten Gräben entlang des Weges oder aus dem Main geborgen. Einige dieser Toten hatte der Friedhofswärter von Dörnigheim auf dem dortigen Friedhof begraben.

Bei den Überführungen sind nachweislich sechs unbekannte KZ-Häftlinge zur Kriegsgräberstätte Schlüchtern umgebettet worden. Als „unbekannte polnische Kriegstote“ wurden sie im Gräberfeld C Nr. 328-333 beigesetzt.

Quelle: Der gesamte Text entstammt dem Faltblatt des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. „Kriegsgräberstätte Schlüchtern“.

Namensliste wurde in die DB eingepflegt.