Golm-Kamminke

 

17419 Kamminke

Kamminke zählt zu den ältesten Fischerdörfern auf der Insel Usedom.
Unmittelbar am östlichen Rand der Gemeinde verläuft die Grenze zu Polen.
Am 12. März 1945 bombardierten 671 amerikanische Bomber die in der Nähe liegende Stadt Swinemünde. Die dabei getöteten 23.000 Menschen wurden auf dem Golm und in dessen Nähe beerdigt. Das Gelände wurde bis dahin bereits als Soldatenfriedhof genutzt.
Die Toten, die meisten davon nicht identifiziert, wurden auf dem Friedhof „Am Golm“ bestattet.
Nach dem Krieg wurden die Bemühungen um eine würdige Gestaltung dieses Ortes nicht verwirklicht. Eine Aufstellung der Skulptur „Die Frierende Frau im Soldatenmantel“ wurde jahrelang verhindert. Erst 1984 wurde diese aufgestellt.
Ein im April 1954 errichtetes 13 Meter hohes Holzkreuz wurde wenige Tage nach der Aufstellung von unbekannten Tätern zerstört.
Auf Bronzetafeln werden die bekannten Namen genannt.
Der Friedhof „Auf dem Golm“ ist die zweit größte Kriegsgräberstätte , neben Halbe, in Deutschland.
2000 übernahm der Volksbund die Pflege und Erhaltung dieser Stätte.

2.Teil

Ein Reisebericht von Hubert M. :

Soldatenfriedhof Golm -Insel Usedom Deutschland

Ich bin im Februar 2008 einige Tage auf Usedom unterwegs gewesen und wir haben unteranderem das Gräberfeld des Soldatenfriedhofs für Marinesoldaten und Flüchtlinge des Zweiten Weltkriegs am Golm besucht. Auf diesem Gräberfeld das im einem Naturschutzgebiet angelegt wurde sind 23.000 Gefallene zur Ruhe gebettet.

Der Golm (69m), in einem herrlichen Naturschutzgebiet direkt an der polnischen Grenze gelegen,ist die höchste Erhebung auf der Insel Usedom.
In der Mitte des 18.Jahrhunderts entwickelte sich der bronzezeitliche Burgwall durch die Gründung der preusischen Hafenstadt Swinemünde zu einem beliebten Ausflugsziel.Vor allem Einheimische trafen sich in „Onkel Toms Hütte „auf dem Golm,an dessen Fuß sich ein Bahnhaltepunkt befand.

Die furchtbaren Ereignisse des Zweiten Weltkriegs hinterliesen in dieser idyllischen Landschaft traurige Spuren. Im Sommer 1944 entstand auf halber Höhe auf dem Golm ein Soldatenfriedhof. Mehr als 250 Marinesoldaten, so die Besatzung eines gesunkenen U-Boots, und mindestens 1 000 Angehörige von Heer und Luftwaffe fanden hier bis Kriegsende ihre letzte Ruhe.
Anfang März 1945 war Swenemünde mit Flüchtlingen und Soldaten überfüllt. Am östlichen Swineufer warteten kilometerlange Trecks auf die Überfahrt. Im Hafen lagen etliche voll besetzte Flüchtlingsschiffe aus Hinterpommern. Auf dem Bahnhof standen überfüllte Lazarett- und Flüchtlingszüge zur Abfahrt bereit, als 671 amerikanische Bomber am 12 März die Stadt mit ungeheurer Bombenlast in ein brennendes Inferno verwandelten. Der Angriff galt dem Hafen der auch von der Kriegsmarine intensiv genutzt wurde. Nach Schätzungen starben bis zu 20.000 Menschen in der Mittagsstunde des 12.März 1945. Es blieb kaum Zeit für die Registrierung der Toten. Die Front war nahe und weitere Flüchtlinge strömten in die stark zerstörte Stadt. Manches Opfer fand seine letzte Ruhestätte in Bombentrichtern und auf Friedhöfen der Stadt. Mehrere tausend Bombenopfer wurden mit Pferdegespannen und Lastkraftwagen zum Golm gebracht.

Nur einzelne Angehörige kümmerten sich in den ersten Nachkriegsjahren um die Gräber,da die meisten in den Westen gezogen waren.

Seit 1950 bemühten sich Vertreter der ev.Kirche um den in der Zwischenzeit stark verwilderten Friedhof und rangen mit regionalen staatlichen Stellen der DDR um eine angemessene Form des Gedenkens auf dem Golm und um eine würdige Gestaltung der Anlage. Die 1952/53 von dem Bansiner Bildhauer Rudolf Leptin angefertigte Skulptur „Die Frierende“(siehe Bild) durfte nicht aufgestellt werden ,weil die künstlerische Aussage nicht der Linie der Partei entsprach. Erst 1984 fand die Plastik des schon 1953 nach Westberlin geflohenen Künstlers durch eine spontane private Initiative ihren Platz auf dem Golm.

„Unbekannte Täter „,so die offizielle Verlautbarung,sägten im Frühjahr 1954 ein kurz zuvor auf kirchliche Initiative installiertes 13 Meter hohes Holzkreuz ab und zerstörten es.

Das Denkmal mit dem mühsamen Aufstieg über zwölf Betonstufen ,die für die Jahre der NS-Herrschaft stehen, blieb unvollendet. Ein auf der Innenseite geplantes Relief kam nicht zur Ausführung. Die Worte Johannes R.Bechers  „Das nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint“ fordert uns auf, Gewalt und Kriege zu verhindern.
Am Wegeaufgang weist ein fünf Meter hohes Holzkreuz auf die Gedenkstätte hin und mahnt uns in Sichtweite der polnischen Grenze zur Versöhnung über Gräber und Grenzen hinweg

Quelle:Faltblatt Volksbund