Bucsa

5527 Bucsa

Komtat Békés

Informationen und Hintergründe zum Tod dieser 7 unbekannten Soldaten von Gabriella Kiss. Ich, U.Möbius,  erhielt diese Mails und Fotos im November 2006:

Autor Bíró Endre beschäftigt sich In einem Kapitel seines Buches sich damit, wie die Dorfbewohner den 2. Weltkrieg erlebt haben. Unter anderem erinnert er sich an sieben hingerichtete deutsche Soldaten, die in einem sehr bescheidenem Grab am Rand des alten Dorffriedhofs liegen…

… als ich die Passagen von der Geschichte der sieben deutschen Soldaten in diesem Buch gelesen habe, sah ich das Geschehen vor 62 Jahren mit anderen Augen. Ich sehe sieben blonde, sehr junge Menschen, die Anfang Oktober 1944 in durchnässten Kleidern frierend und ängstlich an das Fenster eines Bauernhauses an einem Einödhof geklopft haben, um Unterkunft für eine Nacht zu erhalten, ihre Kleider zu trocknen und etwas zu Essen bekommen. Nach der Meinung der Hausbewohner hatten sie nicht einmal eine Waffe. Nach ein paar Tagen wurden sie in dieser Gegend gefasst. Da sie unbewaffnet waren, haben sie keinen Widerstand geleistet …

So wird im Buch die Hinrichtung beschrieben:

„Sie wurden in der evangelischen Kirche eingeschlossen und bewacht. Man weiß nicht, ob ihre kurze Gefangenschaft irgendwie dokumentiert worden ist. Die Namen sind bis heute unbekannt. Nach ein paar Tagen wurden sie von bewaffneten russischen Soldaten in Richtung Kisbucsa begleitet. Sie haben die Neugierigen mit leisem Lächeln und Winken begrüßt, obwohl sie wahrscheinlich geahnt haben, was sie erwartet. Manche Menschen haben vom Dachboden beobachtet, was mit den sieben netten, nicht sehr groß gewachsenen, jungen blonden Soldaten passierte. Viele haben geweint. An dem Deich der Berettyó-Kanal wurden sie von dem Hinrichtungskommando erschossen. Von den Schüssen der Maschinengewehre waren die Bewohner von Bucsa geschockt. Sie wussten, was passierte. Die Vorschriften der Genfer Konvention existierte in dieser gottverlassenen Gegend nicht. Hier wurden sie von den einheimischen „Helfern“ beerdigt, nachdem sie die Soldaten von Stiefeln und anderen Bekleidungsstücken bzw. von persönlichen Gegenständen „befreit“ hatten. Ein Soldat hatte eine Armbanduhr, die wurde auch weggenommen. Im Dorf wusste jeder, wer diese Uhr jahrelang nach dem Krieg getragen hat.“

… Die Leichen wurden am Hinrichtungsort nur notdürftig verscharrt. Im Jahre 1947 wurden sie von einem Mann gefunden, der aus amerikanischer Gefangenschaft nach Hause kam und dieses, noch nicht bearbeitete Feldstück gekauft hat, wo die Soldaten lagen. Er hat mir erzählt, dass sich die Russen und ihre Helfer aus dem Dorf nicht mal die Mühe genommen haben, ein Grab zu schaufeln. Die Leichen waren nur mit einer dünnen Erdschicht bedeckt. Die sterblichen Überreste wurden dann im Friedhof neben fünf gefallenen russischen Soldaten beerdigt. In erzkommunistischen Zeiten durften sie nicht mehr dort bleiben. Sie wurden exhumiert und in einem neuen Grab beigesetzt, wo sie auch jetzt liegen, ohne Namen, ohne Identität …

Herr Bíró hat eine bemerkenswerte Theorie. Ich zitiere ihn wieder:

„Sieben deutsche Soldaten ruhen auf dem Friedhof von Bucsa. Sieben junge Männer, die im Sturm des Krieges irgendwie in diese Gegend geraten sind. Ob sie ihre Einheit verloren haben, die vor den Russen geflüchtet ist, kann man nicht wissen. Die Zahl Sieben lässt noch eine andere Möglichkeit erahnen: Jeder Kampfflieger hatte siebenköpfiges Personal. Es könnte sein, dass die Besatzung eines notgelandeten Fliegers den Berettyo-Kanal bei Borz überquerte und an einem Bauernhof in Kisbucsa (kleine Ortschaften in dieser Gegend) Unterkunft suchte. Auf diese Fragen bekommen wir kaum noch eine Antwort nach mehr als sechzig Jahren.“

In dieser Zeit der Allerheiligen denken wir an unsere Toten. Diese Soldaten sind die namenlosen Toten dieses Dorfes. Sie haben auch in diesem Zeitraum ihren 62. Todestag. Wir dürfen sie nicht ungerecht behandeln, nur weil sie damals auf der falschen Seite standen. Das Leben so sinnlos zu verlieren, und im Leben wie auch im Tod so ungerecht behandelt zu werden, finde ich sehr grausam, und ich habe mir versprochen, etwas für diese Toten zu tun. Vielleicht ist die Hoffnung, ihre Identität festzustellen oder Angehörige noch zu finden, nach 62 Jahren eine utopische Vorstellung, aber einen Grabstein hätten sie schon verdient.

Quellenangabe:
Gabriella Kiss
Bíró Endre