Der deutsche Soldat

 

Sammlung von Gedenkbüchern

Der deutsche Soldat Briefe aus dem Weltkrieg – Herausgegeben von Rudolf Hoffmann, in München 1937

Beitrag von Thomas Potsdamer-Ehrenmale.de

Einleitung

Diese Buch schrieb der deutsche Frontsoldat. – Es ist kein Werk eines Schreibtisches. Die Briefe kamen oft als letzter Gruß von der Fahrt zur Front, sind bei trübem Licht im Unterstand von ungelenker Hand gekritzelt, einige wurden in Granattrichtern hingeworfen auf Fetzen von Papier, andere schrieb eine fiebernde Hand im Feldlazarett. Von Bord unserer Kriegsschiffe, aus den Kolonien, aus Gefangenschaft fanden sie über Ozeane den Weg nach Hause. Briefe, als persönliches Bekenntnis meist an die Mutter geschrieben, ohne den Gedanken, tausend Leser zu finden, sind nun ein Vermächtnis geworden, ein Vermächtnis an die Heimat, an kommende Generationen.

Die meisten Briefschreiber sind gefallen. Haben wir anderen, denen der Soldat nicht Schrieb, ein Recht darauf, daß sich uns hier sein Innerstes offenbart? – Das Wort einer Mutter gibt die Antwort: „Zwanzig Jahre habe ich die Briefe nicht angerührt. Was mein Junge mir schrieb, geht nicht mich allein etwas an.“ Die Toten fordern ihr Recht: Sie wollen leben. Unser deutsches Volk, unsere Jugend soll wissen, in welchem Geist diese Männer an die Front gingen, kämpften und zu sterben wußten.

Der Soldat marschiert in reih und Glied, Kamerad unter Kameraden. Wohl ist der Name eines jeden Briefschreibers genannt. Doch dieser will die Ehre des Gedächtnisses nicht für sich allein. Was er schrieb, das haben viele gedacht. So ist das Buch nicht nach dem Einzelnen, sondern nach dem Geist der Kriegsjahre geordnet. Der gleiche Name taucht mitunter in mehreren Jahren auf. Für den, der solche Briefe im Zusammenhang lesen will, gibt das Namensverzeichnis Auskunft.

Es sind Briefe von Männern aller Stände. Oft stehen hinter einem kurzen Schreiben Hunderte von Einsendungen. Eine Fülle lebendiger Tatberichte und Schilderungen fremden Volkstums konnte noch nicht berücksichtigt werden, weil der Charakter des Vermächtnisses gewahrt bleiben sollte. So begleiten hier nur ein hin und wieder Berichte über das große Geschehen und einige Stimmungsbilder die Briefe des seelischen Erlebens.

Entscheidender Grundsatz der Auswahl war Echtheit der Empfindung, Kraft der Schilderung. Ob ein Brief in richtigem Deutsch geschrieben ist, tritt völlig zurück. Einige sprechen ihrer Mundart. Alle Menschen deutschen Blutes sind zu Worte gekommen, auch unsere Brüder jenseits der Reichsgrenzen. Zum Gelingen des Werkes hat die NS-Kriegsopferversorgung durch Aufrufe und Sammeln von Briefen wesentlich bei getragen. Für diese wichtige Hilfe und für die Förderung, die auch der Reichserziehungsmininster der Arbeit durch einen Aufruf zuteil werden ließ, sei an dieser Stelle besonders gedankt.

Die Briefe sind nicht nur ein Vermächtnis. Sie sollen zugleich ein unverfälschtes Zeugnis geben, ein Bild der Männer im Graben. Das waren nicht nur begeisterte Jünglinge. Das Wort „Held“ findet sich selten in Sprache des Soldaten. Es gehörte mehr dazu als lodernde Begeisterung, um vier Jahre vorne dem Schicksal zu trotzen. Auch der Humor, auch grimmige Derbheit hat diese Menschen aufrechterhalten. Die Briefe zeugen davon. Wir wissen, daß viele unserer Frontkameraden schlechte Schreiber waren. Und doch offenbaren gerade diese Briefe, daß auch der Mann der Tat, sonst ein Schweiger, in den langen Jahren des Krieges, in den Stunden der Ruhe sich Manches  von der Seele schrieb : Briefe die einmal die letzte Brücke zur Heimat waren, das sehnsüchtige Suchen nach einer hinter Tod und Grauen versunkenen Welt des leuchtenden Lebens.

Das Buch braucht Leser voll Andacht und Dankbarkeit. Rudolf Hoffmann Hannover, im Herbst 1937

 

Die Namen werden in die Datenbank eingepflegt.