– Ehrenbuch

 

Stuttgart

Ehrenbuch 1914-1918

Bericht und Bilder von Thomas Potsdamer-Ehrenmale.de

Ehrenbuch der Stadt Stuttgart. Im Auftrag der Stadtgemeinde herausgegeben vom Wohlfahrtsamt Stuttgart 1925.

Die Stadt Stuttgart ihren im Weltkriege 1914-1918
gefallenen Söhnen zum Gedächtnis
 

Das ernsteste und schwerste Gedenkbuch legt hier die Hauptstadt des Württemberger Landes den Erben dieser Zeit unter die Augen. Es sind darin aufbewahrt die Namen der zehntausend Stuttgarter, die im großen Krieg der Deutschen fielen, in Lazaretten starben, verschollen. Vom Jahr 1914 inmitte bis zur Neige des Jahres 1918 währte dieser Krieg, gegen die Welt und gegen die Völker aller Rassen und Farben geführt. Der bislang ungeheuerste Kampf der Geschichte ging verloren, weil zu der um uns aufgewälzten Übermacht durch grausame Umlagerung der Hunger kam, den Soldaten und den daheim Gebliebenen das Mark aus den Knochen saugend.

Die Württemberger fochten als Kerntruppe an allen Fronten bis zur letzten Stunde, ihre Landwehr deckte noch den Rückzug aus Frankreich. Sie hatten unter den deutschen Landsmannschaften die meisten Gefallenen und die wenigsten Gefangenen.

Die Stadt Stuttgart zählte um die Kriegsmitte etwa 290 000 Einwohner. Davon gab sie 10 000 zum Tod. Aus dem Feldzug 1870/71, dessen Sieg das Deutsche Reich schuf, kam von 91 000 Insassen ein halbes hundert Fortmarschierer nimmer heim. Die vergleichenden Ziffern deuten auf das Maß des da ausgetragenen Ringens und auf den Berg der Opfer, emporgeschichtet in der Blutzeit solchen Grauens.

Anno  damals konnte man die Namen der Gefallenen in Erz- und Steintafeln schreiben. Nun müssen wir sie in ein Buch bringen, denn keine Wand, keine Mauer würde die Reihen fassen. Nur ihre Namen sinds, in Zeilen gedruckt, aneinandergefügt. Wer konnte sich den Gottesacker denken, darin man die in allen Himmelrichtungen Begrabenen zusammen begrübe, wer den Aufmarsch, den einst ihre lebendigen Regimenter dargestellt hätten?

Nichts als die Worthülse ihrer Wesenheit vermögen wir  aufzubewahren, nichts als zehntausendmal gleichklingenden Nachhall ihres Anrufs, nichts von ihrer Gestalt, ihrer Gestalt, ihre Stimme, ihrer Art, ihre Duldung, ihrer Tapferkeit ihrem Sterben.

Ineinsgewachsen, gleichsam zeichenhaft zu einem für uns in den Tod gegangenen Mann geworden, für die große Sage reif schaut uns die stumme Gemeinschaft in die Augen.

Aus der Einleitung von Hans Heinrich Ehrler