Fünfeichen

 

Neubrandenburg – Fünfeichen
Adresse: Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen, Hopfenstraße 5, 17034 Neubrandenburg

Quelle: Politische Memoriale Mecklenburg Vorpommern
Historischer Bezug: 1938 erwarb die Wehrmacht das Gut Fünfeichen von der jüdischen Besitzerin Olga von Maltzahn und begann mit dem Bau von Kasernen. Während des Krieges war hier u.a. ein Panzerausbildungstruppenteil stationiert, deshalb entstand der Name „Panzerkasernen“. Auf dem Standortübungsplatz nördlich des Gutshauses Fünfeichen entstand 1939 das Kriegsgefangenenlager Stalag II A. Am 12. September 1939 trafen die ersten polnischen Kriegsgefangenen ein und begannen mit dem Aufbau der Holzbaracken. Für die Offiziere entstand ein eigenes Lager, das Oflag II E (ab Februar 1944 als Oflag -67 bezeichnet) westlich des Fünfeichener Weges. Die höchste Belegung betrug im März 1943 10.391 Kriegsgefangene. Durch Evakuierungen aus anderen Lagern stieg die Zahl der Internierten auf ca. 15.000. Von den gestorbenen Kriegsgefangenen wurden 473 in Einzelgräbern bestattet, etwa die dreifache Anzahl von sowjetischen Toten wurde in Massengräbern verscharrt, schätzen Historiker. Am 28. April 1945 befreite die Rote Armee das Lager. Von Mai bis September 1945 dienten das Kriegsgefangenenlager und die Panzerkasernen zur Unterbringung befreiter Kriegsgefangener, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge, die auf ihre Rückkehr in die Heimat warteten.
Im Juni 1945 begannen die sowjetischen Sicherheitsorgane in den Baracken des Kriegsgefangenenlagers deutsche Internierte einzusperren. Es entstand das Speziallager Nr. 9. Ungefähr 15.000 Frauen, Männer und Jugendliche sind bis zur Auflösung des Speziallagers hier interniert worden. Das Lager unterteilte sich in fünf Zonen, wobei das Nordlager noch einmal gesondert durch eine Ziegelsteinmauer und elektrisch geladenen Stacheldraht gesichert war. Im Unterschied zu den anderen Speziallagern war der Anteil der Internierten sehr hoch, der einer Beschäftigung in den Werkstätten oder den landwirtschaftlichen Gütern der Umgebung nachging, durchschnittlich die Hälfte der Gefangenen. Die Häftlinge setzten sich aus unteren NS-Funktionären, Mitläufern, Angehörigen von NS-Sicherheitsorganen, als so genannte Werwölfe verhaftete Jugendliche, Bürgermeister und Gutsbesitzer zusammen. Eine individuelle Schuldprüfung erfolgte nicht. Aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen verstarben über 4.700 Internierte, 5.400 Internierte wurden entlassen, über 3.500 in andere Speziallager verlegt, andere kamen in sowjetische Zwangsarbeitslager oder zur Verurteilung vor ein Sowjetisches Militärtribunal. Am 4. November 1948 verließen die letzten 179 Internierten das Lager, im Januar 1949 wurde die Existenz des Lagers offiziell beendet.

Geschichte des Erinnerns: Zu DDR-Zeiten wurde allein an die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers erinnert. 1961 wurde eine Gedenkanlage an den Gräbern der Kriegsgefangenen errichtet; die Einzelgräber wurden eingeebnet und ein symbolischer Glockenturm errichtet. Die Gedenkstätte gehörte ab 1979 zum totalen Sperrgebiet und wurde als Truppenübungsplatz entweiht. Bis 1990 nutzte die NVA das Gelände. Dieter Krüger vom Museum Neubrandenburg entdeckte im März 1990 erste Massengräber der Toten des Speziallagers, wodurch eine öffentliche Debatte über das Lager angestoßen und ein Gedenken für diese Toten erstmals öffentlich möglich wurde. Ostern 1990 fand die erste Gedenkveranstaltung auf den so genannten Südfriedhof statt. Im April 1991 gründeten ehemalige Internierte und Hinterbliebene die Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen, die zum Motor für die Neugestaltung der Gedenkstätte und der Erinnerungsarbeit wurde. 1993 konnte die neu gestaltete Mahn- und Gedenkstätte eingeweiht werden. Neben dem Friedhof der Kriegsgefangenen sind zwei Friedhöfe für die Gefangenen im Speziallager markiert. Die ersten Toten 1945/46 wurden anfangs noch in Einzelgräbern auf einem nördlichen Gräberfeld beerdigt. Zwischen 1946 und 1948 wurden die Toten in Massengräbern verscharrt. 1999 konnten auf dem Südfriedhof 59 Bronzetafeln mit den Namen von 5.169 Toten der Öffentlichkeit übergeben werden. Im Jahr 2000 erwarb die Stadt vom russischen Staatsarchiv über 100 einzigartige Fotos vom sowjetischen Speziallager, die zu Propagandazwecken aufgenommen wurden.

Pädagogische Angebote: Zeitzeugengespräche und Führungen über die Gedenkstätte werden durch die Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen angeboten. Durch die MitarbeiterInnen des Stadtarchivs werden Projekttage oder –wochen fachlich begleitet. Im Archiv können umfangreiche Materialien zur Geschichte der Lager eingesehen werden. Im Regionalmuseum Neubrandenburg gibt es eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Lager in Neubrandenburg.

Aus „Sowjetische Gräberstätten und Ehrenmale in Ostdeutschland heute“ wird folgendes über die Gedenkstätte angegeben:
Gedenkstätte an die opfer des Kriegsgefangenenlager Stalag II/A, in dem während des Zweiten Weltkrieges Zehntausende Gefangene aus der UdSSR, aus Polen, Frankreich, Großbritannien, Belgien, Jugoslawien, Griechenland, italien, den USA, und den Niederlanden interniert waren. Von diesen sind bis zur Befreiung durch sowjetische Truppen am 28.April 1945 mehrere tausend Internierte – die Angaben schwanken zwischen 3000 und 22000 – infolge unmenschlicher Behandlung umgekommen.
Anfang der 90er Jahre wurde die Gedenkstätte umgestaltet und um die Erinnerung an die während der Nutzung des Lagers als NKWD-Speziallager Nr.9 zwischen 1945 und 1948 verstorbenen Personen erweitert. Dafür hat der Bildhauerr Uwe Grimm ein els Meter hohes, schräg stehendes und durch Stahlrohre gestütztes Holzkreuz geschaffen. Das Kreuz ist Teil der Gedenkstätte, die im April 1993 eingeweiht wurde. Hinter dem Eingang zur Gedenkstätte liegt eine große Tafel mit der Aufschrift: „Allen Toten von Fünfeichen zu immergewährendem Gedenken und den Lebenden zur  Mahnung“. Unter dieser Inschrift befinden sich zwei Schriftblöcke. Der rechte lautet: „Auf diesem Friedhof von Kriegsgefangenendes Zweiten Weltkrieges ruhen 500 Soldaten und Offiziere in Einzelgräbern. Sie kamen aus Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlande, Polen, Serbien, der Slowakei und den USA. Mehr als tausend kriegsgefangene Soldaten der Roten Armee starben in Fünfeichen an den Folgen schlechter Behandlung. Sie wurden in Gruppengräbern bestattet.“ Auf der linken Seite der Tafel steht: „Nach 1945 kamen hier in diesem Lager der sowjetischen Besatzungsmacht Tausende Männer, Frauen und Jugendliche um. Sie starben an Hunger, Seuchen und Krankheiten. Auf zwei Gräberfeldern im Wald und an anderen Stellen sind sie als Namenlose der Erde übergeben worden. Der Weg zur deutschen Einheit im Jahre 1990 gab den Opfern ihre Würde zurück.“
Die Bundesregierung hat die Anlage als Gedenkstätte von gesamtstaatlicher Bedeutung eingestuft.

Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre wurde auf Grundlage eines Entwurfs des Neubrandenburger Stadtarchitekten Meyer eine Gedenkstätte für die Opfer des Kriegsgefangenenlagers geschaffen, die 1961 fertiggestellt wurde. Sie besteht aus einem Glockenturm auf einem vier Meter hohen Sockel und einer monumentalen Bronzeskulptur des Dresdner Bildhauers Braun – ein kämpferisch in die Ferne blickernder Mann, der einem Stürzenden Halt bietet.

Auf dem Gelände des Gutes entstand nach Kriegsausbruch 1939 das der Wehrmacht unterstellte Kriegsgefangenenlager Stalag II A und ab dem Juni 1945 das Speziallager Nr. 9 (Siehe Stammlager Neubrandenburg/Fünfeichen). Im August 1948 wurde das Lager aufgelöst und abgerissen.

In Fünfeichen wurden zu beiden historischen Ebenen Mahnmale errichtet.
Während der Zeit der DDR bis heute dient Fünfeichen als militärischer Standort.
(Quelle:Wikipedia)

In Fünfeichen sind Kriegsgefangene aus mehreren Nationen, darunter Angehörige der Roten Armee bestattet.
Hier ruhen etwa 5.169 Männer, Frauen und Jugendliche, die ab 1945 im NKWD Lager inhaftiert waren.